Heut´ ist Sonntag und unser Stern gibt sich die alle Mühe, diesem Namen gebührende Ehre zu machen. Perfekt um den 2252 m hohen Sanetschpass zu überqueren. Auch der Wirt in einem Anzug ist heute fast nicht  wiederzuerkennen. Das Frühstück ist eher mäßig aber aber auf die Bitte um eine mitzunehmende Brotzeit (Sonntag = geschlossene Geschäfte) packt er uns einen großen Fetzen Bergkäse ein. Wir radeln nach Innergsteig zur Liftstation Col du Sanetsch. Hier könnten wir uns auch samt Rädern 850 Hm  hinaufbefördern lassen, aber das wäre schade denn der Übergang entpuppt sich als genussvolle Wanderung aber halt mit Radl als Stütze statt mit Trekkingstöcken.

Ein Tazelwurm leitet hinauf zum Sanetschsee

Zum Sanetschsee hinunter darf wieder aufgesessen werden

Bei der Seilbahn beginnt unser Aufstieg;  zunächst ein ziemlich breiter aber sehr steiler Schotterweg wo wir nur kurze Abschnitte im Sattel bleiben können. Bei ca. Höhe 1500 mündet von links ein Pfad ein und wir folgen nun R dem wunderschönen Wanderpfad hinauf zum Sanetschsee, vorbei an Felsen, Wasserfällen und interessanter Flora. Der Pfad bleibt immer gut schiebbar und man muss nicht tragen. Sogar ein Radler mit größeren Gepäcktaschen arbeitet sich den Pass hinauf.

Ein Schmuckstück am Wegesrand

Oberhalb vom Sanetschsee münden wir in eine Schotterstraße (A55, 2050m). Nicht weit weg steht eine Auberge von der wir nichts eruiert hatten, denn eine Übernachtung hier heroben könnte man durchaus in seine Planung mit einbeziehen. Wir radeln Richtung See und lassen uns oberhalb im Gras nieder um unseren Gsteiger Käse zu verzehren. Wir schauen den Touristen und Anglern zu die auf der Brücke der Staumauer ihrem sonntäglichen Vergnügen nachgehen. Vom Rhonetal führt nämlich eine richtige Straße bis zum See herauf die auch gerne von Rennradlern als große Herausforderung angenommen wird. Fährt man nicht gerade am Wochenende gibt es sicherlich kaum Verkehr. Vom See zum Sanetschpass pedalieren wir noch ein paar Km aufwärts dann haben wir die Tageshöchstmarke von 2252 am Col du Sanetsch erreicht. (A56, 2252m). Eine eigenartig faszinierende Berglandschaft wie aus dem Fotokatalog eines Grafikers bietet sich unseren Augen dar.

Die grafisch anmutende Berglandschaft wirkt wie mit dem Computer gemacht, das Foto aber ist unverfälscht

Was nun folgt ist ein über 25 Km langer Downhill mit 1800m Höhenverlust. Die Aussichten ins Wallis sind echt krass, wie sehr junge Biker sagen würden. Wir bleiben immer wieder stehen um die Landschaft bei diesem herrlichen Wetter zu genießen. Hier nur hinunter zu rauschen wäre echt schade. Wir durchfahren zwei Tunnels, die auch ohne Licht beherrschbar bleiben. Je tiefer wir kommen umso mehr verspüren wir fast mediteranes Flair. Die pittoresken Dörfer, der Wein, das Obst. Der Sommer scheint so nahe. Bis zum Ort Conthey geht es in vielen Kehren nur bergab. Dann suchen wir uns einen Übergang über die Rhone beim Örtchen Aproz. (A57, 484m) Nach der Brücke radeln wir gleich rechts auf der verkehrsarmen Straße der Rhone entlang bis nach Riddes (A58, 75m)  Auf der anderen Seite der Rhone scheint gar ein Radlweg entlang zu gehen. Nachfahrer sollten vielleicht dies ausprobieren. In Riddes bleiben wir links von Rhone und Autobahn und fahren durch den Ort. Ein Radweg gibt die Richtung vor, beim Hinweisschild zur Autobahn folgen wir in einer R/L-Kombination dem Bikeweg.

Mediteranes Flair im Rhonetal

Wir radeln genüsslich durch Obstplantagen und manch gefallene Aprikose lädt zum süßen Naschen ein. In Saxon folgen wir zunächst einer MB-Route um dann festzustellen dass die wohl weiter hinauf in die Berge führt. Wir brechen ab und radeln hinunter zur Straße, benutzen zunächst den Nebenweg direkt an der Bahn, später den Radweg und entscheiden uns in Charrat nach einem Quartier zu schauen. Hier herrscht munteres Treiben, ein Dorffest mit Musik und Gesang zeigt erste Höhepunkte. Kein Mensch spricht mehr deutsch, es ist als käme man in ein anderes Land, andere Menschen, andere Sprache, andere Kultur. In Charrat gehts zwar lustig zu, eine Übernachtungsmöglichkeit gibt es aber nicht. Wir radeln auf die andere Seite der Rhone nach Fully (A59, 461m), denn wir möchten auf jeden Fall die Großstadt Martigny meiden. Fully ist ein netter Ort mit Cafe´s und Lokalen und dem Hotel Fully, was heute am Sonntag eigentlich geschlossen ist. Die freundliche Dame, die im Kellerlokal des Lokals heimischen Rebensaft ausschenkt, macht für uns eine Ausnahme, da wir nicht motorisiert unterwegs sind und weist uns ein sehr schönes Zimmer zu. (DZ/Fr 130Fr) Als wir am Abend im Freien noch Pizza essen wollen zwingt uns ein Gewitter ins Innere des Lokals. Ein schöner Tag geht mit Getöse bei einer Flasche Weisswein aus Fully zu Ende.

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