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6. Etappe: Nida Hochebene - Alm Kotila (Notunterkunft) - Agia Galini
Noch
bevor es richtig hell ist schleichen wir im Lichtkegel unserer Taschenlampen
hinunter in die Küche und bereiten heißes Wasser für den
Kaffee auf dem zur Verfügung gestellten Gaskocher. Auch einen kleinen
Teller mit Brot und Käse haben die Wirtsleute für uns bereitgestellt.
Nach dem Luxusfrühstück radeln wir zunächst südlich
auf die Hochebene hinaus. Dichte Nebelfetzen schweben über den Bergen.
Ob das heute wohl gut geht mit dem Wetter?
Heute müssen wir nämlich durch eine weglose Schlucht nach oben zum Fuße des Psiloritis. Nach etwas Sucherei glauben wir die richtige Schlucht ausgemacht zu haben. Wir radeln zum unteren Schluchtausgang so weit es geht, doch schnell beginnt im Wechsel das Schieben und Tragen unserer Sportgeräte. Mal am rechten Rand, mal direkt auf dem Schluchtboden, mal am linken Rand, immer auf der Suche nach dem günstigsten Weg, schleifen wir die Zweiräder höher hinauf. Sogar über kurze Schneefelder müssen wir uns hinaufarbeiten. Unsere Hauptsorge gilt allerdings dem Wetter. Der Nebel senkt sich immer tiefer. Auf ca. 1700m höhe zweigt sich die Faragi auf und wir wissen nicht, welches der richtige Arm ist. Wir beschließen, die Bikes erst mal liegen zu lassen und zu Fuß die letzten Höhenmeter zu erkunden. Wir nehmen den rechten Zweig und nachdem sich bald Zivilisationsmüll zeigt glauben wir uns auf dem richtigen Weg und finden auf Höhe 1840m eine Neubauruine vor. Eine Piste führt von da auch abwärts. Wir kehren zu unseren Vehikeln zurück und legen noch eine Brotzeitpause ein. Es fängt an zu nieseln, die Felsen werden glatt und beim Versuch eine höhere Felsstufe zu überwinden, da passiert es. Das Garry Fisher rutscht Ingrid etwas aus den nassen Händen und schon hat der Lenker ihre Oberlippe kräftig aufgeschlagen. Das Blut läuft ihr übers Kinn zum Hals. Als ich den Spalt in der Lippe sehe, denke ich, dass dies sofort genäht werden müsste, sage aber nichts dergleichen, denn das ist jetzt nicht möglich. Wie gut, dass sie sich selber nicht sehen kann, sonst würde sie sich vielleicht erschrecken. Mit Tempotaschentüchern stillen wir die Wunde notdürftig und auf dem Weiterweg fängt sie weitere Blutstropfen tapfer mit der Zunge auf. Diese letzten 150 Hm hinauf sind bei den jetzigen Verhältnissen ziemlich anstrengend, zumal die Sicht immer schlechter wird. Da ich oben einen GPS-Waypoint gesetzt habe finden wir wieder richtig hinauf. Oben bläst ein kräftiger Wind, es regnet und der Nebel läßt uns nur noch max. 20m weit sehen. Wir fahren langsam bergab in der Hoffnung dass wir richtig sind. Und wirklich ein paar Steinhäuschen tauchen aus dem Nebel auf. Dies müsste die Kotila-Alm sein. Eigentlich wollten wir von hier aus den Psiloritis besteigen, aber daran ist bei diesem Wetter natürlich nicht zu denken. So schnell wie möglich ins Tal sagen wir, aber dies ist nicht so einfach wie man glaubt. Der Regen macht die Piste weich und schwer, die Wege verzweigen sich und bei Null-Sicht ist keine vernünftige Orientierung möglich. Ingrid meint, der eine Weg, der recht komfortabel nach unten führt, sei wohl der richtige. Nachdem wir einige Minuten gefahren sind zeigt mein GPS genau in die entgegengesetzte Richtung als in die geplante. Fährt man hier falsch ab, so kann es vielleicht 500 Hm nach unten gehen und man steht vor dem Nichts und das wäre sehr riskant. Nachdem der Regen noch stärker wird beschließen wir zur Alm zurück zu strampeln um zunächst einen trockenen Unterstand zu finden. Eine Schäferhütte in Form eines Iglu aus aufgeschichteten Steinen hat einen offenen Einlass. Hier ziehen wir ein. Ein nach oben offener Rauchabzug in der Mitte der Hütte ist mit einer Plastikfolie zugemacht in der sich schon eine beträchtliche Wassermenge gesammelt hat und eine bedrohliche sackförmige Ausbuchtung bildet, durch die schon das Wasser durchtropft. Überall ist es klamm und feucht, aber immer noch besser als draußen zu sein. Wir ziehen trockene Sachenan und warten, dass Sturm und Regen aufhören. Stunde um Stunde verrinnt und nichts ändert sich, langsam geben wir die Hoffnung für eine Fortsetzung der Fahrt an diesem Tage auf und richten uns für eine Notübernachtung ein. Eine alte angeschimmelte Schaumstoffmatraze dient uns als Schlafunterlage, eine Alu-Rettungsfolie als Bettlaken und eine weitere als Zudecke. Es ist alles andere als bequem und kuschelig zumal die Temperatur auf acht Grad in dem Steingemäuer abfällt und man hier und da von Regentropfen angesprüht wird. Im fahlen Rotlicht der diodenbestückten Fahrradrückleuchte erleben wir eine schier nicht endend wollende Nacht. In der Früh regnet es noch immer und wir kriegen langsam einen "Kropf"; aber heute müssen wir auf jeden Fall weiter. Die Regenpausen werden schließlich länger, die Nebel lichten sich und nach einem kargen Frühstück aus trockenem Brot und Müsliriegel geht es in den Sattel. Die bessere Sicht ermöglicht es uns nun zu erkennen, dass wir erst noch einen kleinen Pass auf zunächst sehr holpriger Piste erreichen müssen um dann serpentinenreich abzufahren. Einzelne Windboen blasen uns manchmal fast aus den Kurven, aber der Regen bleibt weg und für Minuten kommt die Sonne durch. Nach 1300 Hm Abfahrt erreichen wir den Ort Lohria wo wir mit Käsebrot und herrlich heißem Kaffee ein zweites Frühstück einlegen. Schnell sind wir nun auf Teerstraßen nach Agia Galini gerollt, einem wunderhübschen Fischerdorf, wo wir privat wieder ein prima Zimmer mit Terrasse und Meerblick bekommen. Die Sonne scheint wieder, es ist angenehm warm, die Menschen sind freundlich, das Essen ist gut. Ach, kann das Leben schön sein! Die Route
Bis
zur Alm Kotila ca. 600 Hm, 7 Km, 2 Std. Da das Radl teilweise getragen
werden muss und der Km-Zähler nicht mitläuft sind keine exakten
Angaben bis zur Alm möglich.
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![]() Die Räder schiebend und tragend geht es durch die Schlucht nach oben
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